Mein Rat – ohne Schlag
Liebe und Sicherheit gehören für uns zusammen. Wenn ein geliebter Mensch droht, sich zu trennen, sich trennt oder von uns getrennt wird, fühlen wir uns nicht mehr sicher.
Diese Erfahrung die wir in unserem Leben öfter machen, impliziert mit dem Wegnehmen und anschliessenden Fehlen der Sicherheit, dass wir auch nicht mehr geliebt werden. Wenn wir uns dessen aber bewusst machen können, dass wir trotz allem geliebt werden, können wir die Bühne toxischer Beziehungen, langanhaltender Enttäuschungen oder Minderwertigkeitsgefühlen verlassen. Wie? Am besten, indem wir uns auf die Sicherheit konzentrieren – auf unsere eigene. Und diese nicht mehr von Andern erwarten.
Das schützt uns leider nicht vor dem Schmerz. Vor diesem Gefühl, jemanden verloren zu haben. Vor dieser Trauer. Selbst nicht vor Wut oder vor Rachegedanken. Schliesslich hat dieser Mensch mich VERLASSEN. Hat derjenige mich wegen einer anderen Person verlassen, richten wir oft die Wut auch oder komplett auf diese dritte Person. Wir fühlen uns in dem Moment klein, ungeliebt und nichts mehr wert. Wir glauben, nur diese eine Person kann mir meinen Wert wieder herstellen. Die Sicherheit von und mit der «verflossenen» Person.
Dass wir so fühlen, ist normal. Dass wir dann versuchen, unseren Wert krampfhaft wieder einzufordern als erste Reaktion – von dieser einen Person – ist normal. Aber wir bekommen sie nicht von ihr zurück.
Wir müssen uns unseren Wert selbst herstellen. Und am schnellsten kommen wir über den Schmerz hinweg, wenn wir uns unsere eigene Sicherheit anders gewährleisten. Wenn wir wieder spüren können, dass wir geliebt werden. Durch die Verbindung zu den Elementen. Durch die Verbindung zu anderen Menschen, die uns gut tun. Erkennen, dass Liebe nicht nur in einer einzigen Verbindung bestehen kann. Und vertrauen. Dem Leben. Uns selbst. Das ist der richtige Weg. ZU uns selbst. RAUS aus der Vergangenheit. IN die Liebe des Lebens.
Verständnis
Das Verständnis, dass wir auch geliebt werden, wenn uns Sicherheit entzogen wird, kann man lernen.
Ich konnte meinen Kindern keine ausreichende Sicherheit bieten, nicht kontinuierlich während ihrer Kindheit. Trotzdem liebe ich sie und habe sie immer geliebt.
Meine Mutter konnte mir die Sicherheit nicht geben, die ich als Kind brauchte.. Ich habe mich schon früh ungeliebt gefühlt. Trotzdem hat sie mich geliebt.
Wir konnten beide unseren Kindern nicht genügend Sicherheit bieten. Wir konnten nicht dauerhaft geben, was der andere gebraucht hat. Eine gute Mutter kann beides lange genug geben. Und bleibt. Bis das Kind sie nicht mehr braucht. Eine gute Mutter hatte selbst eine gute Mutter. Kann man diesen Teufelskreis durchbrechen? Ja! Jede Generation wird besser. Meine Kinder wären vielleicht wieder in der Lage, Sicherheit und Liebe ZUSAMMEN und für die benötigte Zeit zu geben.
Ich spüre die Bedürfnisse meiner Gegenüber, geliebt zu werden und sicher zu sein. Wenn ich liebe, dann verspreche ich auch diese zu stillen. Automatisch. Bei Kindern angebracht, sinnvoll. Aber bei einem erwachsenen Menschen? Liebe ich und beweise es auch, werde ich selbst geliebt. Oder?
Aber ich kann sie nicht halten. Diese Versprechen. Nicht auf Dauer. Nicht, wenn ich selbst unsicher bin. Das MUSS ich auch nicht.
Ich stelle mit meinem Verhalten immer auch eine Verbindung her. Ich brauche Verbindung. Mein Gegenüber auch. Habe ich dann automatisch auch die Verantwortung für dessen Sicherheit in der Zukunft? Nein. Auch nicht mehr meinen erwachsenen Kindern gegenüber. Sich Selbst-Sicherheit geben, dass ist unsere Verantwortung und der richtige Weg, um nach oben zu kommen. In die Liebe. Und um geben zu können, ohne zu erwarten. Auch keine Gegenliebe.
Wenn ich nun nichts mehr verspreche? Nur noch das, was ich halten kann? Im Moment für denjenigen da sein, aber nicht für seine Zukunft? Liebe im Moment. Wenn jemand HIlfe braucht, Essen, Trinken, ein Bett zum schlafen. Das ist ein guter Kompromiss. Das ist Gleichgewicht. Trotzdem da sein. Aber die Verantwortung dem anderen überlassen. Für dessen Leben.
Meinen Kindern kann ich nichts mehr zurückgeben. Nichts wiedergutmachen. Ihnen nicht im Nachinein die Sicherheit geben, dass ich sie geliebt habe. Aber ich kann ihnen sagen, dass ich sie liebe. Und für sie da sein, wenn sie mich im Moment brauchen.
Ich hoffe, sie schaffen es, sich eines Tages diese fehlende Sicherheit selbst zu geben. Dass sie geliebt werden. Dass sie liebenswert sind. Das ist nun ihre eigene Aufgabe. So wie es meine war und immer noch ist.
Erinnerungen
Ich suche eine Tasse für meinen mit dem italienischen Kocher gerade aufgebrühten Kaffee. Ich greife nach der Metall-Camping-Tasse aus der Spüle. Ja, genau die. Sie erinnert mich daran, dass meine Schwester sie mir für die Ausstattung meines Campers geschenkt hat. Und sie ist immer noch bei mir.
Die italienische Caffettiera erinnert mich daran, wie Jan jeden Morgen in unserer Küche seinen und Michis Kaffee «zelebriert» hat und mir immer auch einen anbot. Mit extra zubereitetem Milchschaum. Wochenlang.
Wärme durchzuckt mich bei dieser Erinnerung. Liebe. Und… Sehnsucht. Sehnsucht nach diesen glücklichen Momenten. Mir kommt ins Bewusstsein, dass sie mir fehlen. Meine Schwester, Jan und Michi, Ash, der damals noch zu meinem Leben dazugehört hatte, und… der damalige Moment.
Erinnerungen – wir halten sie fest, durch Gegenstände aus der Vergangenheit. Sie halten uns fest, wenn auch oft nur kurz, in der Vergangenheit. Wie viele Gegenstände schleppe ich schon seit langem mit mir herum? Es sind Erinnungsfetzen, die ich jederzeit wieder auferstehen lassen kann, wenn ich ihnen meine Aufmerksamkeit widme. Es sind Erinnerungen, die ich mir aufhebe für Momente wie diese. Wenn der Moment, in dem ich lebe, gerade keine schönen Erinnerungen beschert.
Gut, oder?
Vielleicht. Erinnerungen, die uns den Moment versüssen, sind sicherlich gut. Sehnsucht zieht uns in die Vergangenheit. Zu etwas, was bereits vorbei ist. Es zieht uns weg von dem Moment in dem wir gerade sind. Es kann uns sogar so weit weg ziehen, dass wir den Moment gar nicht mehr sehen wollen. Es ist wie ein Deckel. Auch für eine mögliche Zukunft.
Ich habe mich immer gewehrt, meine Erinnerungsstücke herzugeben – dazu konnte auch der für mich selbstgebaute Schrank meines Vaters gehören. Oder andere Geschenke, die ich bekommen habe. Ich habe diese immer wertgeschätzt. Mit jedem Umzug fielen sie mir wieder in die Hände. Mit jedem Umzug habe ich mich von einigen verabschiedet und andere noch mehr wertgeschätzt. Die alten Fotoalben über das Grosswerden meiner Kinder!
Bloss nichts vergessen. Bloss die schönen Momente nicht vergessen. Für meine nicht so schönen Momente im JETZT.
Was, wenn ich alles verlieren würde? Ein Brand, eine Überschwemmung? Wären dann die Erinnerungen auch weg? Wir haben dann kein «Transportmittel» mehr in diese Vergangenheit. Sie wird schwammig. Unscharf. Aber das Gefühl, damals glücklich gewesen zu sein, bleibt als Erinnerungsfetzen vorhanden. Ich war damals glücklich.
Und das ist die einzige Botschaft, die wirklich notwendig ist. Sich bewusst machen, dass man schon einmal glücklich war. Geliebt wurde. Liebte. Und wenn es bereits möglich gewesen war, warum sollte es nicht auch in der Zukunft möglich sein?
Damit die Zukunft rosig wird, müssen wir die Farbe des Jetzt ändern. Aus dem Dunklen, dem Pessimismus, der Trauer, dem Selbstmitleid herauskommen. Doch wie schaffen wir das?
Zunächst einmal mit allem, was den Moment ausmacht. Was sehe ich? Farben. Gefallen sie mir? Was rieche ich? Einen Geruch. Ist es Duft? Vielleicht der, den ich von dem Flieder aus dem Vorgarten meiner Mutter kenne? Gefällt er mir wirklich? Was spüre ich auf und in meiner Haut? Wärme. Kälte. Was kann ich tun, damit ich Wärme erhalte? Ein Feuer? Berührung? Eine Umarmung? Was schmecke ich, wenn ich mir diesen Kaffee mache? Bitterkeit. Was schmecke ich, wenn ich mir das Frühstücksei genauso mache, wie mein Vater es mir jeden Morgen vor der Schule gemacht hat? Mmmh, schmeckt das gut! Aber, schmeckt es mir wirklich? Oder sind es vielmehr die kurz aufflackernden Erinnerungen, die es mir erst so richtig schmackhaft machen?
Ups. Schon ist man wieder in der Vergangenheit. Essen ist Vergangenheit. Fühlen ist Vergangenheit. Riechen ebenso. Es IST aber auch. Jetzt im Moment. Ich kann bewusst auch anderes riechen, schmecken, fühlen. Etwas, was mir neue Erinnerungen bringt. Jemand, der mir neue Erinnerungen bringt.
Je offener wir für den Moment werden und uns auf Neues einlassen, desto mehr können wir loslassen. Desto mehr kommen wir wieder in eine positive Frequenz. Dahin, das Leben anzunehmen. Im Jetzt.
Aber wie mache ich das? Wie kann ich mich selbst überlisten, wenn ich merke, dass ich zu lange in der Vergangenheit verweile?
Du kannst dich fragen, was du ändern kannst. Welchen kleinen Schritt du machen kannst, um neue Erfahrungen zu sammeln. Dich neu zu erfahren. Ist es einmal ein anderer Weg, den du zur Arbeit fährst? Ist es die Recherche nach einem neuen Musikstück deiner Lieblingsband? Ist es das länger Verweilen im Parfumladen, um einen neuen Duft an dir auszuprobieren? Oder der Entschluss, einen Kurs zu besuchen, der dich immer schon irgendwie interessiert hat?
Je offener du für den Moment wirst, desto offener wird auch der Moment für dich. Verlässt du eingetretene Pfade, entsteht so etwas wie «Synchronizität».
«Unter Synchronizität versteht man, dass eine bestimmte psychische Konstellation und ein äußeres Ereignis zeitlich zusammenfallen – und dieses gemeinsame Auftreten nicht durch das Prinzip von Ursache und Wirkung erklärbar ist. Stattdessen scheinen die Geschehnisse durch einen gemeinsamen Sinn miteinander verbunden.»
Du wirst sehen, es entstehen ganz neue Momente, wenn du dich auf den Weg machst. Sinn-gebende Momente. Neue Erinnerungen. Und wenn die Masse an positiven neuen Erinnerungen genug werden, verblasst die Vergangenheit. Je weiter weg, je mehr. Und ich kann mich von meinem Balast befreien.
Interessanterweise können wir das Gefühl negativer Erinnerungen nie wirklich wieder auferstehen lassen. Wir haben dazu kein «Transportmittel». Glückliche Momente schon. Wir vergessen körperliche Schmerzen. Sonst würde man niemals ein zweites Kind bekommen. Wir vergessen aber nicht die seelischen Schmerzen. Sie schwingen in unseren Ängsten und Verhaltensmustern ständig mit. Und sie werden grösser mit der Zeit, je mehr wir versuchen, sie zu ignorieren. Wir behalten nicht das Foto, als wir enttäuscht mit ansehen mussten, dass unsere Schwester ein besseres, schöneres, teureres Geschenk zu Weihnachten bekommen hat. Ein so kurzer Moment. Und doch so match-entscheidend in deiner Zukunft. Diffus geistert die Erinnerung in uns. Ist es mit den glücklichen Momenten auch so? Sie sind auch nicht direkt greifbar. Aber dafür haben wir Fotos. Souveniers. Das erklärt, warum so viele von uns daran hängen. Wir wollen das Gefühl dieser Momente wieder haben. Wir versuchen mit allen Mitteln, die negativen zu verhindern. Jetzt war die Ursache für deine Freude und dein Leid womöglich aber ein und dieselbe Person. Mmmh. Wie kann ich das trennen? Für zukünftige glückliche Momente? Durch neue Verbindungen. Verlasse ich meine alten Ängste, ziehe ich auch gute Verbindungen an. Eine weitere Gesetzmässigkeit.
Nun, erzwingen kann man nichts. Man muss auch seiner SEELE Zeit lassen, im hier und jetzt, in der Fülle der Ereignisse, nachzukommen.
Dann helfen Rituale. Sich erden. Sich mit den Elementen verbinden.
Was mir in Momenten der Isolation und des fehlenden Aktionismus› oder bei einem «Zuviel» an Ereignissen hilft, ist die Suche nach einem besonderen Platz. Nach einer besonderen Atmosphäre, besonderen Gerüchen, Geräuschen, einem wunderschönen Sonnenuntergang. Wie zum Beispiel am Meer. Oder in den Bergen. Ich lasse meine Sinne übernehmen. Doch Sinne sind auch am eindrücklichsten, wie wir wissen, wenn die Emotionen mitschwingen. Wie diese erzeugen? Wie das Gefühl bekommen, dass man geliebt ist? Ein Mantra hilft. Ein Gesang. Ein Ritual. Den Fokus auf sich lenken. Wie verändert sich mein Zustand, wenn ich das und das mache?
Ich habe einmal ein ständiges Ziehen in den Fersen gehabt. Nicht stark. Aber unangenehm. Ich konzentrierte mich auf diese Stelle im Körper. Ich nahm das Ziehen wahr. Es war eine Art Meditation. Ich sagte dem «Gefühl» in etwa: «Du bist da. Du hast deinen Grund da zu sein. Du darfst sein. Es ist ok, dass du da bist.» Und ganz plötzlich wurde es weniger. Bis es sogar kurz darauf verschwand.
Sich einzugestehen, dass man mit vergangenen «Angstmustern» unseren Moment und die Zukunft beeinflusst, ist nichts anderes. Die Ängste zu beobachten, sie sich bewusst machen, und ihnen vielleicht sogar einen Namen geben, macht sie bereits kleiner.
Wenn wir unser Herz erspüren, den Punkt in uns, der uns uns selbst und andere lieben lässt. Der uns das Gefühl gibt, geschützt und geliebt und verbunden zu sein. Dann wird die Liebe in uns grösser. Das, was wir alle brauchen. Wir machen sie präsent. Fassbar. Und spürbar.
Schaffen wir das, kommen wir in eine höhere Frequenz. Das Negative wird kleiner, das Positive grösser.
Trotzdem sind wir natürlich in ständigen «Aufs und Abs». Mal haben wir gute Tage. Mal schlechte. Mal fühlen wir uns unsicher. Mal sicher. Mal müde, mal fit. Ebenfalls eine Gesetzmässigkeit des Lebens. Und vielleicht haben wir gerade gar nicht den Kopf dazu, uns mit uns zu befassen, damit es uns schneller wieder ins AUF bringt.
Mir hilft in solchen Momenten ein Ritual, das ich für mich selbst gefunden habe. Ich nehmen mein Pendel, das ich auf meine Energie geeicht habe. Ich atme tief ein und aus. Viermal. Ich spüre dabei ein wohliges Gefühl in der Herz und Bauchgegend. Und dann frage ich mein Pendel: Werde ich geliebt? Das Pendel gibt mir immer ein JA. Ich schwöre. Und danach geht es mir unglaublich gut.

