LIEBES-BRIEF

Die Sprache – sie bringt uns weg von unserem ursprünglichen SEIN. Sie macht uns mit vielen kleinen Schattierungen BEWUSST, wie komplex unser Leben ist. Wir trennen auf. Vergangenheit. Zukunft. Wir spalten. Wir überschütten uns mit Geschriebenem. Mit Worten. Mit Perspektiven und Varianten. Wir versperren uns den Blick fürs Wesentliche. Und verzetteln uns.

Am Anfang ist das SEIN. In Verbindung. Alles ist mit allem verbunden. Energie bleibt und wir tauchen ein – mit unserem Körper. Alles ist einfach.

Im Mutterleib sind wir – geborgen in der Versorgung, der Liebe, der Sicherheit. Wir sind eins mit allem. Mit der Energie. Derselben Energie um uns herum, die nun auch unseren Körper versorgt.

Liebe und Sicherheit sind eins. Wir WERDEN geboren. Wir erleiden unseren ersten Schmerz. Den Trennungsschmerz von dieser allumfassenden Liebe. Von dem „NUR SEIN“. Wir werden KÖRPER. Unser Körper, er reagiert mit Schmerz. Die Reaktionen unseres Körpers sind geboren worden. Mit uns. Wie unglaublich mittreissend, zerreissend, reissend muss dieses Erlebnis sein. Wir werden rausgerissen. Gepresst. Gezwungen. In das Leben hinein. Doch… wir vergessen diesen ersten Schmerz. Unser Bewusst-WERDEN ist noch nicht ausgeprägt. Alles in uns und um uns herum IST. Immer noch. Doch dann ent-WICKELN wir uns. Unser Lebensfaden entwickelt sich und entsteht mit der ZEIT. Wir erleben ein erstes Mal bewusst einen neuen Schmerz. Irgendwann. Uns wird die Sicherheit entzogen. Bei dem einen früher, bei dem anderen später. Für manche ist es nur ein kurzes Aufflackern – dem Geschwisterchen wird mehr Liebe und Aufmerksamkeit gegeben als mir. Für manche ist es dramatisch – das Sicherheitsnetz wird zerrissen. Das Sicherheitsnetz, die Vereinigung der Liebe und Sicherheit – in einer Person – verschwindet im Leben des Kindes. Sie stirbt, sie verlässt oder sie ist einfach in vielen kleinen Momenten nicht mehr da.

Und dann passiert es: Wir werden getrennt. In unserem SEIN ist die Liebe und das ÜBERLEBEN miteinander verbunden. In der Zeit wird diese Verbundenheit auseinandergerissen. Und danach konzentrieren wir uns auf die Sicherheit, um wieder in die allumfassende LIEBE zu kommen. Eine Reaktion auf den Ent-zug.

Unser Agieren, Reagieren, unsere Suche im Leben, unsere Vermeidungsstrategien, unsere Entscheidungen und unsere WORTE sind – je grösser und früher der Trennungsschmerz – nichts anderes als eine Antwort darauf. Als ein Versuch, diesen Schmerz nie wieder zu spüren. Oder den Zustand vor dem Schmerz wiederzuerlangen. Manche scheuen kein Risiko, indem sie Verbindungen eingehen, die uns unserer ersten, wichtigsten Verbindung wieder nahebringt. Der Liebe und Sicherheit an unserem Anfang. Lasse ich mich auf diese Verbindung ein, die mir so viel zurückgibt, gehe ich das Risiko des Schmerzes ein. Des Verlustes. Aber ohne eine solche Verbindung fühlen wir uns nicht ganz. Wir streben danach. Alle Märchen erzählen uns davon. Ein Happy-End.

Die Vereinigung von Liebe und Sicherheit, daher kommen wir – dahin wollen wir. Das ist unsere grösste Sehnsucht. Das treibt uns an.

Je nach Defizit wollen wir bei einem drohenden Schmerz den Zustand vorher festhalten. Garantien. Diesen Menschen sicher an unserer Seite.

Je nach Defizit konzentrieren wir uns auf die Vermeidung von Verbindungen. Wir konzentrieren uns auf das Gefühl, dass wir versorgt sind. Vielleicht essen wir zu viel, um dieses Gefühl immer und immer wieder zu bekommen.

Vielleicht trinken wir zu viel und nehmen bewusstseinsverändernde Substanzen – um dem Zustand des SEINS wieder näher zu kommen. Des EINS SEINS, mit dem Moment der Erinnerung, in dem wir aufgehoben und geliebt wurden.

Vielleicht VER-lieben wir uns zu oft. Um wieder und wieder den Moment zu erleben, geliebt zu werden.

In unserer Sprache gibt es das Wort VER-LIEBEN. In unserer Definition gibt es überhaupt einen solchen Zustand. Eine Liebe die (noch) nicht richtig ist. Interessant. Ein Volk der Dichter und der DENKER! Ein Volk, das bekannt ist für die „GERMAN ANGST“. Wow.

Je detaillierter wir unterwegs sind, desto weiter weg sind wir von dem BIG PICTURE. Der Vogelperspektive. Wir verlieren uns in der Sprache. Im Detail.

In anderen Kulturen gibt es kein ver-liebt sein. „I love you“, wird oft schon nach wenigen Stunden oder Tagen gesagt. Warum auch nicht? Müssen wir unterscheiden nach richtiger und falscher Liebe? Müssen wir Angst haben, unser Versprechen nicht einzuhalten, wenn wir es sagen? Was, wenn LIEBE einfach nur da ist, und wir sie in Momenten einfach nur leben, in sie eintauchen und sie gar nicht bewusst einsetzen oder entziehen können? Sie nicht garantieren können. Uns nicht und auch nicht dem anderen? Nichts steuern? Nichts beherrschen? Einfach nur zulassen? Dann wäre dieser Satz niemals falsch. Ich liebe dich – jetzt und hier – in diesem Moment. Ich bin in der Liebe zu dir.

Alles wird sofort kompliziert, wenn wir es in die Relation zur Zeit setzen. Wie gesagt: Wir wollen Garantien. Festhalten. Niemals mehr diesen Trennungsschmerz erfahren.

Aber…. Die Zeit ist unsere Aufgabe. Wir geben auf. Das SEIN. Wir werden. Wir sind im Fluss. Wir haben Höhen und Tiefen. Wir analysieren, wir kritisieren, wir hinterfragen, wir geben Rat-SCHLÄGE, wir …. wollen die Kontrolle – dass uns niemals mehr dieser Trennungsschmerz wieder-FÄHRT. Dass wir ihn niemals mehr er-FAHREN. Im Sinne der Fortbewegung. Im Sinne der Zeit. Niemals mehr dort hinfahren… In diese Richtung.

VER-ständlich, oder? Wir stehen nicht, wir fahren. Wir ver-stehen. Wir entwickeln uns. Wir ziehen weiter. Von unserem Ursprung weg. Wir, die wir den Hut aufhaben über unsere nächsten Schritte. Über unser Leben.

Haben wir das?

Wiegen wir uns in Sicherheit, haben wir uns eingerichtet in der Sicherheit des Morgens – genug Geld, Krankenversicherung, andere Versicherungen, vielleicht ein gesunder Körper mit täglichem Sport, vielleicht mit genug Fettreserven für den Fall einer Hungersnot, vielleicht mit den eigenen 4 Wänden, die bezahlt sind – dann und dann, damit ich eines Tages noch oder wieder sicher bin, vielleicht mit Autarkie? Das gibt uns einen Sinn. Die Konzentration auf Sicherheit. Auf das Be-fried-igen der Ängste, nicht sicher zu sein. Darauf, dass uns die Sicherheit nie wieder genommen wird. In der Zukunft. Im „noch nicht SEIN“.

Ein kleines Gedicht von mir, dass ich mit 18 erfand:

„Ordnung ist das halbe Leben. Doch wer sich diesen Sinn gegeben, hat keinen Sinn fürs wahre Leben“ Ordnung=Sicherheit=Kontrolle

Warum sind wir in dieser vermeintlichen Sicherheit – gerade in unserem Deutschland – nie zu-frieden? Warum müssen wir es dann noch sicherer machen? Den Fokus weiter auf der Zukunft, immer weiter? Weil wir trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und Kontrolle die Liebe vermissen. Die, die uns das Ultimative an Sicherheit gibt. Die uns fühlen lässt, dass wir einfach nur SIND. Vollkommen.

Die, die das erste Defizit wieder ausräumt und sagt, „ALLES IST GUT“. Die, die uns vergessen lässt, dass wir uns in einem immerwährenden Auf und Ab befinden. In einer frequenzartigen Fortbewegung in der Zeit.

Dahin wollen wir – alle. Wir gehen Umwege. Wir führen Kriege. Wir fordern. Wir sperren ein. Manchmal den anderen. Manchmal uns.

Schaffen wir es, uns in Momenten aus dem Zwang der Zeit und diesen Ängsten, unsere Sicherheit wieder zu verlieren oder nicht wiederzuerlangen, zu befreien, dann spüren wir – manche mehr, manche weniger – dass wir das alles gar nicht brauchen. Dass wir geliebt werden. Dass das Leben wunderbar ist. Mit all seinen bunten, perfekten Facetten. Dass unser Lernen eigentlich erst zwischen diesen Polen entsteht. Mit diesen Schwingungen im Strahl der Zeit. Dass wir uns auch verirren können. Irre werden können. VER-Rückt werden können. Und dass das alles auch dazu gehört. Jeder individuell. In seiner Geschwindigkeit. Dass wir keine Schubladen brauchen, um jemanden „NORMAL“ – der NORM entsprechend – zurechtbiegen zu müssen. Wer gibt diese Norm überhaupt vor? Wir selbst, oder? Wenn wir sie hinnehmen, als wahr annehmen, nie hinterfragen – wir selbst. Wenn wir in der Angst gehalten werden – wir selbst. Wir könnten aufstehen. Wir könnten weggehen. Wir könnten uns der Angst stellen. Bewusst.

Unserem Zögern gegenüber steht allerdings ein Naturgesetz: Wenn du nichts an deiner Situation änderst, dann tut es dein Körper. Er wird krank. Er raubt dir die Energie. Du stirbst womöglich. Aber genau das lässt dich wieder erwecken. Du willst plötzlich leben. Du spürst, da ist noch mehr. Und dann, spätestens dann, änderst du etwas. Dann lädst du wieder auf. Dann kommst du, wenn du nicht bis zum nächsten Leben warten möchtest, in eine positivere Frequenz. Sinn-voll. Manchmal vorübergehend. Manchmal auf Dauer deines Lebens. Und vielleicht sogar darüber hinaus. Energie ist immer da. Sie ändert nur ihre Form!

Wir können allerdings vorher – und das ist das Schöne – Methoden finden, dass das UNTEN nicht so lange anhält. Dass wir schneller und leichter wieder nach OBEN gelangen – auf diesem Zeitstrahl. Dass wir länger auf der Welle reiten. Und womöglich, durch unser Lernen eine höhere Frequenz ansteuern. Sie sogar in der VERBINDUNG mit allem erst erzeugen. Gemeinsam.

Ich habe mich meinen Ängsten gestellt. Ich bin aufgestanden, um aus den geschürten Ängsten herauszukommen. Ich habe gespürt, dass diese künstlich erzeugt sind. Dass sie uns manipulieren und letztendlich uns wunderbar kontrollieren lassen. Im UNTEN. Ich habe den deutschen Sprachraum verlassen.

Die Sprache der Angst konnte mich nicht mehr erreichen. Aber dann erreichten mich meine Urängste. Meine fehlende Sicherheit. Die ich bereits früh als Kind verinnerlicht habe. Ich ging nach Marokko. In ein Land, das gerade für mich als Deutsche voller Unsicherheit steckt. Voller Gegensätze. Und Gefahren.

Ich war unsicher. Sehr sogar. Aber genau aus diesem Kontrast heraus, aus dieser wirklichen Unsicherheit, dass womöglich mein Leben bedroht ist, habe ich die Liebe erlebt. Die mir in dieser Familie begegnet ist, die mich beschützt hat. In ihrem Geben ohne zu erwarten. Ich habe mich hineinfallen lassen. In das Umsorgt-SEIN. Ich musste mich erst unsicher fühlen – also mein so sicheres angstmachendes deutsches Nest verlassen, damit ich die Liebe wieder spüren konnte. Mich sicher fühlen konnte. In dem Bewusst-SEIN, dass ich – egal wo ich bin – beschützt werde. Mir jemand hilft. OHNE GEGENLEISTUNG. Ohne WORTE. In Anbetracht der dortigen Unsicherheiten. Du kannst verhungern, verdursten, verbrennen, ertrinken – jederzeit. Aber die Menschen überleben es trotzdem. Sie ent-werten nicht das Leben. Im Freien schlafen, nichts zu haben, ist dort „normal“. Ohne Bewertung. Sie helfen sich gegenseitig. Sie sind in der Not da füreinander. Nicht mit einer Versicherung, die sich am Ende weigert zu zahlen. Sondern mit ihrem Mensch-SEIN. Mit ihrer Energie. Im hier und jetzt.

Ich musste also erst einmal meine sichere Umgebung verlassen, loslassen – um genau dieses Bewusst-SEIN wieder zu bekommen. Ich bin sicher, auch und gerade wenn ich loslasse. Meine Ängste. UND ICH WERDE GELIEBT. Ich bin es wert gerettet zu werden. Umsorgt zu werden. Wenn ich es am nötigsten brauche. Wenn ich am unsichersten bin. Fast wie am Anfang. Im Moment. Nur weil ich bin.

Ich habe auch gelernt, gerade in Marokko – dass Zukunft überbewertet wird – speziell von uns Deutschen. Alles dort ist schnelllebig. Alles ist Veränderung. Was heute ist, ist morgen schon längst nicht mehr. Materielles? Es rostet. Geht kaputt. Was ich jetzt brauche, ist da. Ich muss nicht warten. Keine WARTUNG durchführen. Wofür? Für eine Zukunft, die nicht sicher ist? Dann doch lieber diesen Moment und das, was da ist nutzen. Die Zeit, das Zeitgefühl tickt dort etwas anders als bei uns. Die Wertigkeit von Materiellem ist schon fast gegensätzlich zu dem unseren. Sie haben mehr Energie zur Verfügung als wir. Mehr Sonne. Sie sind auf den nächsten Moment vorbereitet. Auf die Reaktion im Moment. Agil. Akzeptierend. Kreativ. Was übermorgen ist, wissen wir nicht. Es ist wie es ist. Gott wird es schon richten.

Ihr Festhalten ist anders. Sie klammern weniger an der Sicherheit. Denn diese haben sie durch ihre Familien. Sie klammern an der Familie, an der dortigen Liebe. Dafür sperren sie ein. Sich und andere. In ihren gesellschaftlichen Normen. In ihrem Ehrgefühl. Familie ist das Wichtigste. Und dafür opfern sie auch ihre Individualität. Ihr Recht auf Selbstbestimmung. Und… leider auch oft den Zugang zum Geliebtsein – so wie man ist.

Sie haben erkannt, oder wissen es noch, dass MUTTERLIEBE das grösste ist. Die ihnen die maximale Sicherheit bietet. Aber sie vergessen ebenso wie wir, dass man Liebe nicht festhalten kann. Die Mutter, die geschlagen und eingesperrt wird, die Frau, die mit niemand anderem als der eigenen Familie kommunizieren darf, sie kann höchstwahrscheinlich nicht mehr das geben, was eine Mutter zu Anfang freiwillig gibt. Liebe und Sicherheit. Kinder werden dort womöglich noch heftiger als bei uns früh von dieser Liebe und Sicherheit getrennt. Dem freiwillig GEBEN und EMPFANGEN. Doch verankert haben sie es vielleicht gerade deshalb in ihrer Gesellschaft: Je unsicherer das Aussen, desto sicherer die Familie. Desto wichtiger. Und… desto mehr müssen sie Familie festhalten. Und manchmal in dem irrigen Glauben, dass man Mutterliebe auch erzwingen kann. Doch die Perspektive auf die Garantie der Liebe durch Festhalten, die Familie ist immer da, macht sie vielleicht so risikofreudig im Aussen. Oder ihr Gottvertrauen. Dort brauchen sie die Sicherheit nicht. Nicht so wie wir.

Meine Berber-Familie und auch andere haben mich vorbehaltlos aufgenommen. Mir selbstlos gegeben. Trotz meines Andersseins. Wir nennen es Nächstenliebe. Das leben sie dort noch, in ihrer Religion und in ihrem Alltag: Diese Liebe – weit mehr als wir: Gibst du, so wird dir gegeben. Mildtätigkeit. Es ist Teil von ihnen. Und genau dieses Füreinander hat mich die Liebe dort spüren lassen. Uneigennützig. Im Angesicht der Wüste. Der Gefahr. Des Nichts. Und genau das hat mich – vor allem ohne Worte – erkennen lassen, was Liebe wirklich IST. Sie ist der Moment, in dem wir uns sicher und geborgen fühlen. In dem uns jemand oder das Leben Sicherheit schenkt. Es ist eine Form des Bewusst-MACHENS, -WERDENS und -SEINS.

Ich habe mich schon früh von meiner Mutter verlassen gefühlt. Nicht geliebt gefühlt. Sie konnte mir keine Sicherheit geben. Keine emotionale Stabilität. Meine Mutter hat sich schon früh von ihrer Mutter verlassen gefühlt. Sie durfte kein Kind sein. In diesem Krieg. Sie musste funktionieren. Sie wurde nicht beschützt. Sie musste beschützen. Sie hat sich nie geliebt gefühlt. Ihr Trauma führte zu meinem Trauma. Ich habe meinem Erstgeborenen, meinem Sohn schon früh die Sicherheit ent-zogen. Ich bin mit ihm herumge-zogen, bis ich einen Platz zum Leben gefunden habe. Ein wenig Sicherheit. Diese habe ich dann wieder weg-gerissen, indem ich mich von seinem Stief-Vater getrennt habe. Mein Trauma hat zu seinem Trauma geführt. Mein Sohn hat viele viele Momente der Unsicherheit erlebt. Und natürlich hat er sich nicht geliebt gefühlt. So wie ich, als ich klein war, so wie meine Mutter.

Ich liebe meine Kinder. Meine Mutter liebt ihre Kinder. Meine Großmutter hat ihre Kinder geliebt. Aber weder ich noch sie konnten unseren Kindern das Maß an Sicherheit bieten, dass ihnen diese Liebe auch beweist. Das lässt uns selbst Beweise fordern. Meine Kinder bei mir. Ich bei meiner Mutter. Und meine Mutter – immer noch als Vorwurf – bei ihrer verstorbenen Mutter. Weil wir, wenn die Sicherheit wegfällt, in die Angst gezogen werden. Wir können dann die Liebe nicht mehr sehen. Nicht mehr fühlen. Und werden automatisch auch enttäuscht. Liebe kann nicht gefordert werden. Sie ist einfach da. Aber Sicherheit kann es. Und gibt mir die Mutter keine Sicherheit, reagiere ich als Kind mit Massnahmen – auch für die Zukunft.

Die Strategie meiner Mutter war, möglichst schnell einen Partner zu wählen, also früh zu heiraten, der so lieb ist, dass er sie nie verlassen würde, wenn sie es nicht zulässt.

Meine Strategie war, möglichst früh auszuziehen, für meine eigene Sicherheit zu sorgen und Partner zu wählen, die ich jederzeit wieder verlassen kann, wenn sie mir die Liebe nicht garantieren. Mit der Wahl, keine Sicherheit durch den Mann zu erwarten, dachte ich selbst-sicher genug in einer Partnerschaft zu sein. In Situationen, in denen ich dann doch Sicherheit von dem Partner brauchte, z.B. bei der Versorgung der Kinder, hat er mich natürlich im Stich gelassen = Beweis = nicht geliebt. Übrigens auch die Strategie meiner Tochter.

Die Strategie meines Sohnes ist, erst gar keine Partnerschaft zuzulassen. Dafür konzentriert er sich auf Geld verdienen. Er kümmert sich nicht um seinen Körper, denn alle Energie, die er noch hat, fliesst dort hinein. In die Erhaltung seiner Sicherheit. Ohne Risiko. Dabei ist er depressiv. Oft sinn-los.

Bei uns allen geht es nur um eins: Liebe und Sicherheit ZUSAMMEN zu erlangen und zu erhalten. Kann man die „Liebe“ nicht bekommen, dann konzentriert man sich auf die Sicherheit. Auf deren Garantie. Auf die Zukunft.

Was aber, wenn die Liebe immer da wäre. Wenn wir gar nicht darum kämpfen können? Würde uns das nicht unglaublich viel Sicherheit zurückgeben? Wir werden geliebt, ohne dass wir darum kämpfen müssen, nur weil wir sind? Und sie ist? Die Liebe? In Verbindung zur Energie – mit allem verbunden? In die wir eintauchen können, jederzeit?

Dann können wir das Feld der Angst verlassen. Dann können wir uns auch von dem Diktat unseres Körpers befreien und nur SEIN. Den Körper nutzen, so lange er uns zur Verfügung steht. Ihn wertschätzen, damit wir ihm vertrauen können. Damit er uns folgt. Nicht wir ihm. Und auf dieser Basis uns bewusst in neue Verbindungen begeben. Nicht festhalten. Frei sein. Den Moment geniessen. Das SEIN wertschätzen. Das Leben. In all seiner Genialität und Weisheit. Gott – oder wie auch immer wir es nennen möchten – spüren. Und wenn es Zeit ist, auch den Abschied – einen erneuten Trennungsschmerz – diesmal von unserem Körper – willkommen heißen.

Ich nutze also die Zeit der Wortlosigkeit, um die richtigen Worte zu finden, alles wieder zusammenzufügen. Am Anfang war das Wort. Am Anfang unserer Reise ins WERDEN. Im SEIN brauchen wir es nicht.

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