Wie ich mich gefühlt habe
Meine Verzweifung! Wo war meine Handlungsfähigkeit geblieben?
Eine kleine Dokumentation über meine Ausgangslage, die aus Chaos, einem Unfall und meiner Hilfslosigkeit bestand.
Und weiter aus dem Nähkästchen… Das Nachfolgende habe ich geschrieben, bevor ich nochmals an mir gearbeitet habe (Mai 2024). Ich war unausstehlich. Übellaunig. Ich hatte einen dicken Knoten im Bauch. Ich fühlte mich eingesperrt und unglücklich.
- Möchte ich den Spiegel im Badezimmer aufhängen – mein Werkzeug seit Monaten nicht mehr da (es ist in unserem Bistro und angeblich braucht man es da noch)
- Möchte ich Wasser holen gehen für die Hunde (unser Wasser hat zu viel Chlor) – kein Auto (gerade verliehen, ohne mich zu fragen oder keine Versicherung für das 2. Auto)
- Möchte ich Zigaretten kaufen – kein Bargeld – kein Auto um Geld zu holen
- Möchte ich in meiner grossen Rührschüssel backen –nicht mehr da (wahrscheinlich im Bistro)
- Möchte ich Wäsche waschen – Waschmaschine hat einen Fehler und ich weiss nicht, wie man diesen beheben kann
- Möchte ich meine carte de séjour verlängern mit einem neuen Mietvertrag – kein Amt unterschreibt, bzw. potentielle Vermieter muss ich ansprechen, mich verabreden (mit viel Geduld verbunden, sie halten sich nicht an Zeiten, ich muss A. vorschicken, weil ich nicht einfach klingeln kann oder Hamid, der 2. mögliche Vermieter reagiert einfach nicht mehr und auch hier bräuchte ich A.)
- Möchte ich ein Grundstück pachten – kenne niemanden den ich fragen kann
- Möchte ich die Innenausstattung meines Campers weiter vorantreiben – keine Telefonnummern, keine Ansprechpersonen, nur die Auskunft, dass es jemanden gibt
- Möchte ich Betten vermieten – keine sauberen Laken – ich weiss nicht, wo man welche kaufen kann
- Möchte ich günstiges Essen anbieten – keine preiswerten Zutaten oder ich weiss nicht, wo man welche kaufen kann
- Möchte ich in etwas anderes investieren – keine grossen Rücklagen mehr, da ich alles für die Miete Bistro, Miete Haus, Reparatur Camper, Kredit A. etc. ausgebe und kein Geld zurückbekomme
- Möchte ich Müll oder in der Vergangenheit Pferdemist entsorgen – zu schwer und ich weiss nicht wohin damit
- Möchte ich Bob bei mir haben – kein Heu, ich weiss nicht, wo man es günstig herbekommt, bzw. geliefert bekommt
- Möchte ich Bob versorgen – Ausmisten zu schwer, Stallboden nicht in Ordnung (Sand oder Stroh)
- Möchte ich im Bistro durch Organisation etwas ändern, damit A. die Öffnungszeiten gewährleisten kann (Workawayer, neues Personal) – sie bleiben nicht, fühlen sich nicht wohl, sind nicht in Ordnung (keine Marokkaner!)
- Möchte ich Pflanzen – keine Erde, ich weiss nicht wo man sie herbekommt
- Möchte ich Pflanzen bewässern – schlechtes Wasser
- Möchte ich, dass die Pflanzen im Bistro überleben – niemand der regelmässig gutes Wasser giesst
- Möchte ich die kleinen Hunde beschützen, dass sie nicht in unser Wasserreservoir fallen – kein Werkzeug, kein Material und ich weiss nicht, woher ich es bekommen soll
- Möchte ich etwas Leckeres kochen, um uns eine Freude zu machen – ich muss sparen
- Möchte ich in A.s Freundeskreis integriert sein – ich bin Frau und A. eifersüchtig
- Möchte ich nicht allein sein und einen guten Gesprächspartner – keiner da (Workaway funktioniert nicht mehr, A. hat keine Zeit und keine Geduld)
- Möchte ich wieder meinen Camper zurück – es braucht noch Monate und die Unterstützung von A. .
- Möchte ich das Land per Flugzeug verlassen – der Camper ist noch in der Werkstatt, seit 7 Monaten für den Export aus Marokko überfällig, und es wird wieder Probleme am Flughafen geben
Ich bin in jedem Schritt, den ich machen möchte, blockiert. Meine Grundbedürfnisse nach Sicherheit und Verpflegung sind nicht garantiert (Das ist natürlich typisches Zukunftsdenken – im Moment sind sie vorhanden). Ich kann mir hier nicht selbst helfen. Ich bin bei allem auf A. angewiesen. Er verspricht mir immer zu helfen. Für mich da zu sein. Aber er hat selbst so viel um die Ohren, dass er das alles gar nicht erfüllen kann. Er kümmert sich schon um den Müll, um das Wasser, um das Bistro. Oft um gemeinsame Einkäufe. Um meine Zigaretten. Manchmal ums Essen. Ab und zu um einen Ausflug in ein Restaurant. Und um sein aktives Leben, das er braucht, um wieder aufzutanken. (Nächtelang fischen, seine Freunde, anderen helfen)
Wenn ich aktiv sein will, etwas angehen will, etwas ändern will, ist meine erste Erwartung immer, dass A. mir hilft. «Ruf hier an, besorge das Auto oder lass es reparieren, komm mit mir, tu dies, mach das.» Eigentlich ist er mein Babysitter.
Ich muss wieder in meine Handlungsfähigkeit kommen. Entweder ich bekomme jemanden an die Seite, der mir bei Besorgungen hilft oder mir hilft, mich hier in dieser Welt eigenständig zurechtzufinden. Oder ich muss in eine Welt zurück, in der ich klarkomme.
Ich befinde mich absolut im Mangelmodus. Als ich herkam, hatte ich meine Bedürfnisse auf ein Minimum reduziert – auf das Leben in einem Camper. Hier war ich handlungsfähig, meine Verantwortung war klein.
Dann traf ich A. . Und mit ihm (Stand heute Mai 2024):
- 1 Pferd (das nun wieder weggenommen wurde, weil ich es nicht versorgen kann),
- 11 Hunde,
- 1 Katze,
- 1 Haus,
- 1 Haushalt mit 2 Personen (davon einer, der keine Zeit hat, aufzuräumen oder Wäsche zu waschen oder zu spülen oder seinen eigenen Dreck wegzumachen),
- 1 Bistro (mit meinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft, da ich hier ständig blockiert wurde oder vieles nicht so funktionierte, wie ich es brauchte), aber mit dem Willen zur Unterstützung in der Organisation, so dass A. damit sein und irgendwann vielleicht auch unser Leben finanzieren kann
- 1 B&B (mir fehlt Stauraum für meine Sachen, mir fehlt ein Bett, Mückenschutz, Sonnenschutz – also bauliche Massnahmen)
Ich habe es versucht. Aber heute habe ich nur noch diesen Groll in mir, dass ich nichts, was ich anfassen möchte, anfangen oder geschweige denn zu Ende bringen kann. Oder meine Sachen, die ich für meinen kleinen Anfang in Marokko mitgebracht hatte, mittlerweile entweder kaputt oder nicht mehr da sind.
Ich habe innerlich resigniert. Ich grolle A., weil er mir immer alles verspricht, aber einfach nicht genug Zeit hat, um alle Versprechen halten zu können.
Es ist für ihn zu viel. Es ist für mich zu viel. Ich habe als Massnahme versucht, meinen Mangel nicht mehr zu sehen. Zu sehen, was ich alles Gutes habe. Aber beim Fokus auf A. (der definitiv zu dem Guten gehört) wurde ich immer unzufriedener,
- weil er mich nicht in sein Leben einbezieht und mich lieber vor Niederlagen beschützen möchte (er bleibt eine ganze Nacht lang weg, sein Handy ist leer, Der Pickup im Sand festgesteckt und er kommt erst auf die Idee mich zu informieren, als er mich am Strand mit den Hunden sieht)
- weil er mir nichts übersetzt, wenn er mit anderen redet oder telefoniert und ich dadurch noch mehr ausgeschlossen bin
- weil er so oft verspricht, dass er nach Hause kommen würde, dann aber erst Stunden später kommt,
- weil er nicht mit mir einfach so reden kann (er hat Angst vor meiner Kommunikation und meinen Forderungen),
- weil er einfach nicht da ist, um an meiner Seite zu sein.
Also schon wieder nur «Mangel». Bliebe noch mein Umfeld.
- Menschliches Umfeld: A. und Telefonate mit meiner Tochter und Freunden…
- Tiere: Sie geben mir Liebe, zeigen mir aber tagtäglich, dass ich mich kümmern muss. Verantwortung habe. Nicht einfach gehen kann.
- Meer: Wunderschön, aber ich sehe es nicht mehr. Natur: alles ist staubtrocken.
- Haushalt: Ich liebe kochen. Ich liebe es sauber und ordentlich. Wenn ich den Fokus daraufsetze, bin ich abgelenkt und finde wenigstens eine gewisse Befriedigung in meinem Tun. Gleichzeitig fühle ich mich in diese Rolle gedrängt, unterfordert und mich oft ausgenutzt (als Hotel Mama).
- Essen: Gemüse, Eier sind günstig. Ich kann sie zur Not im Dorf ohne Auto besorgen.
- Kaputtes: Ich werde kreativ. Repariere mit vorhandenen Mitteln. Aber das Ergebnis ist selten zufriedenstellend.
- Ich finde nichts: Ich suche nicht mehr, sondern schaue gleich nach Alternativen. Meistens funktioniert es. Das ist besser geworden und ich rege mich nicht mehr auf.
- Meine Gesundheit: Ich nutze sie nicht. Gehe nicht Wandern. Nicht Radfahren. Nicht Schwimmen. Nur mit den Hunden spazieren, weil ich es muss.
Was ist meine weitere Strategie als Reaktion auf meine nicht verhinderbare Mangelsichtweise? Ich habe mich zurückgezogen. Innerlich. Äusserlich. Ich verbringe Stunden vor Netflix in unserem Zuhause. Ich gehe nicht mehr raus. Selbst vor dem Einkaufen gehen, eines der wenigen Dinge, die ich eigenständig machen kann, ziehe ich mich. Ich sage mir, wenn ich kein Wasser für die Hunde habe: Ich habe ja noch von meinem Wasser. Noch ist etwas da. Ich nehme meinen alten Tabak, wenn ich keine Zigaretten mehr habe. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich habe ein Zimmer für mich hergerichtet, so dass ich aus dem Wartemodus auf A. herauskommen kann (wann kommt er ins gemeinsame Bett? Muss ich mir Sorgen machen, wenn er nach Stunden immer nicht zurück oder nicht mehr erreichbar ist?).
Um nicht noch mehr enttäuscht zu sein, zähle ich mir regelmässig auf, was A. alles für mich macht. Für uns. Wenn ich mit ihm darüber rede, spüre ich aber auch den Druck, den ich ihm mache. Er ist so oft am Limit. Er kann nicht mehr geben als er gibt.
Und jetzt? Ich habe mich eigentlich mittlerweile total isoliert, um nicht noch weiter enttäuscht zu werden. Um nicht mit A. zu streiten, was mir jedes Mal noch mehr Energie raubt. Und ihm auch.
Die Phasen kommen wellenartig und wechseln sich ab. Aber die Mangelseite kommt immer öfter. Vor allem die «A.-Mangelseite». Dann bin ich besonders unglücklich.
Und noch etwas: Keine Erwartungen zu haben (was ich mir regelmässig vornehme), schützt zwar vor weiteren Enttäuschungen. Aber dieser Zustand macht antriebslos und handlungsunfähig. Vielleicht bin ich sogar depressiv. Ich weine oft. Und auch Partnerschaft geht nach meiner Sichtweise anders.
Und noch eine Konsequenz aus meiner Strategie: Den kleinen Bierdeckel, auf dem ich mich heute noch bewege, fange ich an mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Ich mache A. Vorwürfe, dass er einfach so «meine» Klimaanlage benutzt. Dass er einfach so «mein Auto» jemand anderem gibt. Dass er einfach so über das Fernsehprogramm oder das Licht entscheidet. Ich fühle mich nicht wahrgenommen. Nicht respektiert. Dabei liebt er mich. Und gibt sich unglaublich viel Mühe es mir recht zu machen. Aber er ist auch nur ein Mensch und wir beide Opfer der Umstände und verschiedenen Kulturen.
Ich zerstöre gerade unsere Beziehung – das einzig Positive, was ich hier in Marokko habe.
Was wäre, wenn Krieg wäre?
A. würde mich beschützen!
Was, wenn ich krank wäre?
A. würde mich pflegen.
Was, wenn ich leben möchte, so wie ich es brauche?
Ich hätte keinen A. mehr
Warum sehe ich alles so schwarz? Ist es nicht eher mein Kindheitstrauma oder andere Erfahrungen aus der Vergangenheit, die hier so stark getriggert werden? Meine Ängste? Auch Verlustängste?
Hätte ich keine Angst, wäre ich aktiv. Ich würde den Stier bei den Hörnern packen. Ich würde mein Leben wieder in die eigene Hand nehmen. Womöglich A. verlassen, weil wir nicht zusammenfinden. Stattdessen verstecke ich mich hinter ihm. Ich bin ein fürchterlicher Schatten für ihn. Er will mich nicht verlieren. Mich wundert, warum. Vielleicht, weil er meint, dass Beziehung mit einer Frau nur so geht. Er ist verantwortlich für alles. Er muss sie beschützen. Auch vor einem schlechten Ruf. Oder davor, weggenommen zu werden.
Beschützen ist für mich Bevormundung. Da bin ich doch ziemlich deutsch. Und zu wenig mit Gefahren konfrontiert. Wirklichen Gefahren. Sonst wüsste ich diese männliche Eigenschaft womöglich zu schätzen.
Aber ich möchte A. nicht provozieren mit meiner Eigenverantwortung. Mit meiner Selbstständigkeit. Ich möchte nicht dafür gegen ihn kämpfen müssen. Nur, jetzt hat mein Körper übernommen. Depressionen. Antriebslosigkeit. Innere Verweigerung. Das sind die Folgen.
Was soll ich tun? Ich möchte wieder fröhlich sein. Das Leben lieben. Neugierig umherschauen. Neues entdecken. Reisen. Aber nicht allein. Vielleicht können A. und ich woanders neu anfangen. Gleichberechtigt. Mmmh
6 Kommentare
Christine Friedel
Liebste Moni, es ist so traurig zu lesen, wie es Dir geht und dass Du so wenig von einem Partner erwartest. Ich wünsche Dir, dass Du aus dieser Abhängigkeit raus findest und erstmal alleine bleibst, Dich an Dir selbst nähren kannst und es Dich satt macht. Dein Trauma hat Dich voll am Wickel und ich sag es bis ich alt und grau bin:Nimm die Beine in Deine wunderbaren Hände und lauf! Du findest ein neues zu Hause, eine neue erfüllen Liebe. Ich weiß es…Schön das er Dich liebt, aber Du sprichst eine andere Liebessprache. Auf diesem Planeten sind Menschen, die Deine Liebessprache sprechen, eine die Dir gut tut.
Ich hab Dir vor Jahren gesagt, dass Du nicht Deine Haut ritzt, um Dich zu spüren, bei Dir dürfen es Männer an Deinem Herzen tun, Männer, die Dir die Energie rauben wunderbares zu schaffen.
Ich weiß Du findest aus dieser Dürre heraus.
Steh auf und geh.
Deine Freundin Chrissie (auch in einer fetten Krise) 🙂
elsench
Meine liebe Chrissi, ich weiss, du hast mich gewart. Du weisst aber auch, dass ich da alleine durch musste. Niemand konnte mir das abnehmen. Ich habe die Chance bekommen an meine Grenzen zu gehen und wieder Altes hochkommen zu lassen. Und dadurch konnte ich wieder hinsehen und hin-fühlen! Das war wichtig, um zu verstehen. Und auch zu lernen, mich genügend zu lieben, dass ich mich gegen eine Liebe von aussen entscheiden kann, die mir nicht gut tut. Aber ohne Mauern. Ich bin nicht gerannt. Das musste ich nicht. Ich bin Schritt für Schritt gegangen. Es war ein Prozess. Ein Prozess, in dem ich mich wiedergefunden habe. Von aussen sieht es so aus, als würde ich immer und immer wieder denselben Fehler begehen. Aber es ist nie gleich. Und eigentlich auch kein Fehler. Ich habe mich weiterentwickeln können in einem ähnlichen Muster – nicht jedoch in demselben meiner Vergangenheit. Ich musste und ich wollte da durch. Und ich bin froh über diese neue Erfahrung, auch über die gute Zeit mit meinem Freund. Und ich bin dankbar zu mir selbst gefunden zu haben. Ich darf lieben, wen ich will. Und ich darf gehen, wann ich will. Ich bin frei.
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habe - Wiborada – Weiberrat! Monika Elsen. And I do have a
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or does itt seem like some of these comments appear like left by brain dead individuals?
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